Uti Johne besuchte am 12. und 13. November 2023 die Öko-Marketingtage der Akademie Schloss Kirchberg und lässt die Tage Revue passieren:

Die inspirierenden Vorträge der Referentinnen und Referenten machten sehr deutlich, dass die Bio-Welt derzeit von Zukunftsfragen zur ökologisch-klimaresilienten Land- und Ernährungswirtschaft geprägt ist.

Wie kann die Zukunft von Bio und Nachhaltigkeit gesichert werden?
Ist es realistisch, dass alle Akteur:innen im Markt fair, ökologisch und ökonomisch erfolgreich agieren können?

Diese Fragen diskutierten u.a. Seraphine Wilhelm, Leiterin Marketing, und Leonhard Wilhelm, Geschäftsführer von Rapunzel. Als herausragendes Beispiel präsentierten sie das Besucherzentrum Rapunzel Welt, das durch Genuss und Erlebnisse begeistert, die für Bio, Nachhaltigkeit und ein faires Miteinander stehen. Es verdeutlicht eindrucksvoll, dass Bio weit mehr ist als nur ein Siegel.

Was kann die Bio-Branche von Start-ups lernen?
Fehlt den Bios tatsächlich das Why? Haben Start-ups hier ein klareres Warum und beschäftigt sich die Branche vor allem mit dem Wie und Was? Sicherlich diskussionswürdig…

Bei genauerer Betrachtung des Marktes wird offensichtlich, dass die Bewegung derzeit enorm ist. Für alle in der Bio-Branche gilt im Moment das Motto „Change a running system“ und unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung herrschte Einigkeit: „Wir brauchen neue Routen“.

Wo sollte jemand, der überzeugt ist von „Öko“, seine Bio-Produkte einkaufen?
Welches „Bio“ ist das beste „Bio“? Und wie können wir sicherstellen, dass Lebensmittel in Bio-Qualität für JEDE:N erschwinglich sind?

Diese Fragen rund um Handelsstrukturen waren Gegenstand lebhafter Diskussionen, insbesondere im Hinblick auf den Ausbau des ALDI SÜD Bio-Sortiments, die transparente Kommunikation von Mehrwerten von Bio-Produkten und dem erfolgreichen Start der neuen Bio-Marke nurnurnatur. Dabei wurde der Fokus daraufgelegt, wie eine breitere Verfügbarkeit von hochwertigen Bio-Lebensmitteln gewährleistet werden kann. Spannend bleibt, ob die Discounter langfristig faire Erzeugerpreise zahlen werden.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch der derzeit in Brüssel verhandelte Entwurf zur Deregulierung der Gentechnik in der EU intensiv diskutiert. Jan Plagge, Präsident von Bioland e.V. und IFOAM Organics Europe, brachte mit einem bewegenden Impuls aus seiner Arbeit in Brüssel das Thema auf die Tagesordnung.

In Deutschland gibt es Uneinigkeit in Bezug auf die Angelegenheit. Das führt dazu, dass die Politik schweigt und somit den Weg für europäische Länder ebnet, die der Neuen Gentechnik aufgeschlossen gegenüberstehen. Die Lösung liegt in den Händen von Unternehmern und Verbänden! Wir haben die Möglichkeit, die Probleme – insbesondere im Zusammenhang mit nachhaltigen Grundsätzen – prägnant zu benennen, Position zu beziehen und uns entschieden für die Werte von Bio und eine gesunde Erde einzusetzen – gegen die Neue Gentechnik.

Aldi setzt sich ebenfalls für die Kennzeichnungspflicht neuer Gentechnik ein, was ein bedeutendes Signal aus dem Lebensmitteleinzelhandel ist! Auch die REWE Group hat sich bereits klar im Sinne des Verbraucherschutzes zum vorliegenden Gesetzvorschlag der EU-Kommission zur Gentechnik-Deregulierung positioniert.

Last but not least waren die Öko-Marketingtage natürlich auch ein tolles Netzwerktreffen der Biobranche. Danke an den offenen Austausch im BioFrauenNetzwerk und mit vielen „alten“ und neuen Gesichtern.

Erfüllt mit vielen inspirierenden Denkanstößen und bereits bestehenden Lösungen sind wir optimistisch für die bevorstehende Zeit und die Entwicklung der Bio-Branche. Gemeinsam sind wir stark!